Interviewte: Josefine Schreiter Stelle: Research Engineer & PhD Student Interviewerin: Lea Nickel Datum: 07.04.2022
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Interview:
Wie startest du gewöhnlich in deinen Arbeitstag?
Antwort:Ich fahre jeden Morgen mit meinem Fahrrad an der Elbe lang zur Arbeit. Dann komme ich ins Büro, lüfte, mache mir einen Kaffee oder Tee und setzte mich an den PC.
Ein sehr schöner Arbeitsweg. Woran forschst du gerade?
Antwort: Gerade arbeite ich im Projekt iCT, roboterassistierter Ultraschall. Wir arbeiten daran, dass Ultraschallgeräte von einem Roboterarm gesteuert werden können und so die Radiolog:innen bei Nadelinterventionen im CT unterstützt werden können. Ich erforsche die Interaktionsmöglichkeiten mit dem Roboterarm. Die Idee dahinter ist, dass das medizinische Personal nicht mehr so stark von der Strahlung betroffen ist.
Gibt es bei der Erforschung dafür Besonderheiten zu beachten, wenn die Führung des Ultraschallkopfes eine „technische Hand“ und nicht eine menschliche Hand übernimmt?
Antwort: Der Roboterarm soll die Radiologin oder den Radiologen nicht ersetzen, es handelt sich nur um eine Assistenz. Hierbei muss man den jetzigen Workflow beachten und erforschen, welche Teilschritte automatisch, also von dem Roboterarm, übernommen werden können und wo die Radiolog:innen intervenieren müssen.
Was fasziniert dich persönlich an der Arbeit in der Medizintechnik?
Antwort: Ich finde es spannend, direkt in Kontakt mit den Kliniker:innen zu sein und in Hospitationen einen Einblick in ihren Arbeitsalltag zu bekommen. Ich arbeite nicht in der Grundlagenforschung, sondern bin wirklich sehr nah an der Anwendung dran. Wenn es irgendwann so weit ist, dass die Forschung wirklich im Klinikalltag Anwendung findet, kann das sehr hilfreich für die Patient:innen sein. Das ist auch eine große Motivation, dass am Ende Menschen geholfen wird.
Du hast die Zusammenarbeit mit den Klinker:innen angesprochen. Wie wird der interdisziplinäre Ansatz des Forschungscampus konkret umgesetzt?
Antwort: Das Projekt ist so gegliedert, dass es immer ein technisches Arbeitspaket gibt und ein dazugehöriges medizinisches. Beide greifen ineinander und ergänzen sich. Wir tauschen uns monatlich aus und geben gegenseitig Feedback zu unseren Meilensteinen.
Wie gut, dass so ein großer Fokus auf gemeinsame Kommunikation gelegt wird. Zurück zu dir: Wie verlief dein Weg zu STIMULATE?
Antwort: Ich habe in Magdeburg Medical System Engineering im Master studiert und hatte gar nicht unbedingt vor, in Magdeburg zu bleiben. Ich habe dann aber eine Stellenausschreibung bei STIMULATE gesehen, mit Aussicht auf Promotion. Auch das war eigentlich nicht mein Plan, aber es war so eine spannende Gelegenheit für mich, dass ich hiergeblieben bin.
Wie ist jetzt das Leben als Doktorandin?
Antwort: Da könnte ich wahrscheinlich eine ganze Stunde von erzählen. Was ich sehr schätze, ist, dass ich sehr eigenständig arbeiten kann. Ich habe keine vorgefertigte To-do-Liste, sondern kann zu einem großen Teil meiner Neugier und meiner Intuition beim Forschen folgen. Außerdem bin ich im Austausch mit anderen Fachbereichen, mit Kliniker:innen, Industriepartnern und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie dem Fraunhofer-Institut, das auch in der Roboterentwicklung tätig ist. Insgesamt habe ich einen sehr abwechslungsreichen Arbeitsalltag.
Wenn du an deine bisherige akademische Karriere zurückdenkst, hast du das Gefühl, dass du in diesem männerdominierten Feld besondere Schwierigkeiten überwinden musstest?
Antwort: Ich habe die Erfahrung gemacht, auch bei mir selbst, dass Frauen doch oft zurückhaltender mit ihrer Meinung und auch in ihrem Auftreten sind. Ich musste lernen, mich zu behaupten. Dabei hat mir das Frauennetzwerk COMETiN, das hier an der Uni angeboten wird, sehr geholfen. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von circa 30 Frauen. Im Rahmen des Netzwerkes werden Workshops, Karrierecoaching und auch Mentoringprogramme angeboten. Ich kann es wirklich jeder empfehlen, die in die Wissenschaft gehen möchte.
Wie schön, dass es einen Raum für diesen gegenseitigen Support gibt. Hast du zum Ende noch einen weiteren Tipp für zukünftige Forscher:innen?
Antwort: Es ist von Vorteil, frühzeitig im Studium herauszufinden, was einem Spaß macht und wo die eigenen Interessen liegen. In einem Feld zu arbeiten, das einem Freude bereitet, ist der größte Antrieb. Wichtig ist, selbst nach Gelegenheiten zu suchen, praktisch tätig zu werden, wie zum Beispiel hier bei STIMULATE.
Inspirierende Schlussworte. Ich danke dir für das Interview.
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