Interviewter: Daniel Punzet Stelle: Doktorand für Medizinische Bildgebung Interviewerin: Paula Sachs Datum: 07.09.2022
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Interview:
Hallo Daniel, vielen Dank, dass du dir heute Zeit für dieses Interview nimmst. Zu Beginn würden wir gerne von dir erfahren, was du studiert hast und weshalb du dich für dieses Studium entschieden hast.
Antwort: Ich habe meinen Bachelor und Master in Elektro- und Informationstechnik hier in Magdeburg gemacht. Durch meine Masterarbeit bin ich in Kontakt mit Medizintechnik und medizinischer Bildgebung gekommen.
Ursprünglich wollte ich ein Musikstudium beginnen, das sich Tonmeister nennt. Das bedeutet. man beschäftigt sich mit der Aufnahme und Übertragung von Musik. Das Studium gibt es aber leider nur in Berlin und Detmold und hat recht hohe Aufnahmebeschränkungen. Der technische Teil der Aufnahmeprüfung ist nicht allzu schwer, der musikalische hat es dagegen in sich. Da ich es leider nicht geschafft habe, habe ich für mich beschlossen die Musik als Hobby weiterzumachen.
Wenn man die Musik aus diesem Studium herausnimmt, bleiben Elektrotechnik und Physik über, weshalb es diese Richtung letztendlich auch geworden ist.
Wie kam es dazu, dass du angefangen hast bei STIMULATE zu arbeiten?
Antwort: Durch meine Masterarbeit hatte ich den ersten Anknüpfungspunkt. Dann hat es sich ergeben, dass ich in das MEMoRIAL-Programm zum Teil noch für meinen Master reingerutscht bin und gefördert wurde. Im Anschluss konnte ich dann als Doktorand am gleichen Thema weiterarbeiten.
Eines deiner Projekte heißt Volume-of-interest imaging in C-arm CT, was können sich die Leser:innen darunter vorstellen?
Antwort: Man kann Dosis sparen, wenn man anstatt den ganzen Menschen aufzunehmen, einfach nur einen Teilbereich aufnimmt. So betrachtet man nur die Körperregionen, die man wirklich sehen möchte. Anstatt den gesamten Thorax zu bestrahlen, könnte man sich also vorstellen, bei einer Bildgebung des Herzens nur das Herz zu bestrahlen und nicht die Lungenflügel links und rechts davon. Man bestrahlt also nur einen kleinen Teil des/der Patient:in und spart einiges an potentiell schädlicher Strahlendosis. Dementsprechend erhält man allerdings auch „abgeschnittene“ Projektionsbilder, weil nicht der gesamte Querschnitt des Körpers aufgenommen wurde.
Aufgrund der Funktionsweise der Bildrekonstruktion - also dem Prozess der aus Projektionsbildern aus vielen verschiedenen Richtungen ein dreidimensionales Volumen berechnet - ist es allerdings äußerst problematisch, wenn die Projektionsbilder in dieser Art abgeschnitten sind. Dies führt zwangsläufig zu starken Bildfehlern, also Strukturen die eigentlich gar nicht da sein sollten und die Verwertbarkeit des rekonstruierten Bildes stark einschränken. Ich arbeite also daran, wie man trotz fehlender Daten noch anständige Bilder erhält und somit Dosis sparen kann.
Du warst noch vor kurzem in Italien zu einem Forschungsaufenthalt beim Kooperationspartner NEUROMED. Wieso bist du dorthin gefahren und worum geht es bei dieser Forschungsarbeit?
Antwort: Von Anfang an hatte Prof. Rose angesprochen, ob ich bereit wäre, mal ins Ausland zu gehen und bisher hatte sich das noch nicht ergeben, unter anderem auch corona-bedingt. Kürzlich gab es dann die Möglichkeit, an diesem Projekt in Italien mitzuwirken. Da es mich schon am Anfang vom Stipendium interessiert hat, das einmal zu machen, bot sich dieser Zeitraum von 2 Monaten an, diese Chance zu nutzen, auch wenn das Projekt nicht exakt meiner Thematik entspricht. Aber genau das fand ich daran auch wieder sehr spannend, sich einmal mit anderen Inhalten auseinanderzusetzen.
Prinzipiell beschäftigen wir uns dort mit der Positronenemissionstomographie (PET). NEUROMED hat ein selbstgebautes kleines PET-System, das für die Erkennung von Stress in Pflanzen, ausgelöst bspw. durch Hitze und Trockenheit, entwickelt wurde. Hierbei wird mit Hilfe von speziellen Markern (tracern) der Stoffwechsel von Pflanzen untersucht.
Dieses Feld nennt sich Agronomie und hier untersucht man, wie sich der Stress oder die Bedingungen auf den Ertrag der Pflanzen auswirkt. Das Ganze geht in Richtung Welt-Ernährungs-Verbesserungsprogramm, also eine aktuell durchaus relevante Thematik.
Wenn du noch einmal in die Vergangenheit reisen könntest, gibt es etwas, das du, bezogen auf deine jetzige Arbeit, ändern würdest?
Antwort: Zu Beginn einer Promotion weiß man nie, ob man den richtigen Ansatz verfolgt. Mein Thema der Masterarbeit war die Konsistenzmaß-basierte Extrapolation von trunkierten C-Arm CT-Daten, womit ich mich auch in meiner Promotion weiter beschäftigt habe. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Ansatz, den ich verfolgt hatte, nicht zufriedenstellend funktioniert.
Im Nachhinein könnte man nun sagen, dass man lieber direkt einen anderen Ansatz gewählt hätte. Ob dieser dann besser funktioniert hätte, ist allerdings auch wieder Spekulation und der Erkenntnisgewinn bei der Bearbeitung einer Methode, die letztendlich nicht gut genug funktioniert, um publiziert zu werden, ist auch sehr groß. Daher würde ich rückblickend wohl nichts anders machen wollen.
Zum Abschluss springen wir von der Vergangenheit in die Zukunft. Welche Ziele oder Träume hast du?
Antwort: Ich habe derzeit noch keine konkreten Pläne, sondern lasse es auf mich zu kommen. So wie sich bisher alles mit dem Studium und der Promotion ergeben hat, so wird sich auch alles Weitere ergeben.
Dankeschön für das Interview.
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