Interviewter: Priv.-Doz. Dr. med. Daniel Behme Stelle: Leitender Oberarzt / Neuroradiologie Universitätsklinikum Magdeburg / Forschungsgruppenleiter Interviewer: Julian Rudat Datum: 01.06.2021
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Interview:
Hallo Daniel, danke für dein Interesse an unserem Interview. Wie bist du in den Tag gestartet?
Antwort: Eigentlich wie jeden Tag. Ich bin heute Morgen um 7:30 Uhr in die Klinik gefahren und hatte Bereitschaftsdienst, wo ich mir zuerst die Bildgebung aus der Nacht sowie die Befunde angesehen habe. Im Anschluss habe ich die neurologischen Besprechungen abgehalten und die Korrektur der Befunde vorgenommen. Also ein relativ gewöhnlicher Tagesbeginn für mich.
Du sagst, Du bist in die Klinik gefahren. Kannst du bitte kurz deinen Beruf beschreiben?
Antwort: Ich bin leitender Oberarzt in der Neuroradiologie der Universitätsmedizin Magdeburg. Inhaltlich ist es eine Mischung aus verschiedenen Dingen, wie z. B. Schnittbildgebungsbefundung, angiographische Interventionen, interdisziplinäre Boards und Besprechungen, Betreuung von Doktoranden und natürlich auch Wissenschaft - deswegen bin auch hier.
Wissenschaft ist ein gutes Stichwort. Heute bist du hier an den Forschungscampus gekommen. Wie stehst du mit dem einen Bein im Forschungscampus und mit dem anderen Bein in der Klinik?
Antwort: as ist eine gute Frage. Ich bin zum Forschungscampus gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Ich habe die Arbeitsgruppe für den Neuro-Bereich übernommen und neu aufleben lassen, da es diese zwischenzeitlich eigentlich gar nicht mehr gab. Weil ich selbst aus einer Forschungshistorie komme, welche sehr angiographie- und bildgebungslastig war, habe ich natürlich die Anknüpfungspunkte für mich gesehen und die Kolleginnen und Kollegen auch.
Du erwähntest die Übernahme einer Forschungsgruppe. Wie heißt diese und worum geht es dort genau?
Antwort: Die Forschungsgruppe heißt formal Neuro Clinic, d.h. die Arbeitsgruppe ist dafür da, neurobildgebungslastige oder neurointerventionslastige Forschung in die Klinik zu transferieren. Das ist genau meine Intention - sowohl mit eigenen Ideen und Konzepten, aber auch in Kooperation mit (Industrie-) Partnern oder gemeinsam mit Wissenschaftlern mit informatischem Background. Ich versuche neue Anwendungen und Techniken in der Klinik möglichst in die Anwendung zu überführen und in klinischen Studien den Nutzen dieser Anwendung sichtbar zu machen.
Du setzt dich also für den Transfer / die Translation aus der Forschung in die Klinik ein. Inwiefern arbeitest du dann hier mit den technischen Experten und Wissenschaftlern zusammen?
Antwort: Diese Projekte beginnen momentan. Teilweise geht es wirklich darum, in den vorbereitenden Schritten, bspw. von automatisierten Bildanalysen, zusammen mit den wissenschaftlichen Kollegen diese Bilder zu betrachten und von klinischer Seite die Fragestellung zu beleuchten. Sobald neue Großgeräte am Forschungscampus installiert sind, werde ich auch in die physische Anwendungsforschung einsteigen und helfen, neue Arbeitsroutinen oder Applikationen mit zu entwickeln.
Bist du nach Magdeburg gekommen, mit dem Wissen, dass es STIMULATE gibt und auch mit der Intention hier einzusteigen?
Antwort: Das hatte ich gehofft! Natürlich bin ich mit der Intention gekommen, die sehr gute Grundlagenforschung, welche hier in den Jahren zuvor bereits stattgefunden hat, noch mehr in die klinische Anwendung und vor allem in das klinische Bewusstsein zu transferieren. Da ist immer noch viel zu tun.
Kannst du deine Motivation noch ein bisschen weiter ausführen?
Antwort: Im Wesentlichen treibt mich das sehr moderne Aufgabenfeld an, welches sich täglich weiterentwickelt. Wir haben neue Devices, mit denen wir Patienten behandeln. Wir haben neue Bildgebungsmöglichkeiten und können besser sehen und verstehen, was bei den Erkrankungen vor sich geht und wie wir diese auch behandeln können. Dazu kommt, dass wir aktuell im allgemeinen Prozess der Digitalisierung in der bildgebenden Medizin sicherlich Pioniere sind, die Informatik, Medizin sowie Bildgebung zusammenbringen. Das finde ich extrem spannend und für die Zukunft mehr als notwendig, sich als Arzt in diesen Bereich einzubringen.
Du erwähnst immer wieder die Wichtigkeit der Softwareentwicklung. Hast du eine Software als Vorbild?
Antwort: Es gibt eine Applikation, die mein Einstieg zum Realisierungsprozess war. Schon in Göttingen als auch hier in Magdeburg benutzen wir eine App zur mobilen Bildbetrachtung der Patientendaten. Mit dieser kann ich im Notfall beispielsweise auch beim Joggen notfällige Bildgebungsdinge ansehen und Entscheidungen zur Patientenbehandlung treffen. Diese App selbst ist ein Spin-off vom DKFZ in Heidelberg. Die Universitätsklinik in Göttingen war jedoch die erste Universität, welche diese einsetzte und hat den Entwicklern entsprechendes Feedback gegeben. Dort habe ich gesehen, wie viel Dynamik in dem Bereich der Softwareentwicklung steckt und wie gut es ist, wenn man auch als Arzt die Augen aufhält und sich in die Entwicklung einbringt.
Das ist ein schönes Schlusswort, vielen Dank für deine Zeit.
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